Agil, lean oder lateral? Wie bitte?
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Agil, lean oder lateral? Wie bitte?

Aktualisiert: 11. Sept. 2023


Agilität?

Laterale Führung?

Lean Management?


Die neusten Entwicklungen in der Führungsbranche sind in aller Munde und bringen manche*n zum Schwitzen. 

  • Wie kann Führung heute gelingen?

  • Welches sind die richtigen Werkzeuge für eine erfolgreiche Teamarbeit?

Das sind Fragen, die beschäftigen und verunsichern.

In diesem Blog stelle ich ein simples Prinzip vor, wie Teamführung gelingen kann.


Die Führungslandschaft hat sich verändert.

In einer Welt mit volatilen Märkten, multinationalen Unternehmen und interdisziplinären Teams reicht es nicht mehr aus, nach der guten alten militärischen Schule zu führen. Darum sind in den letzten Jahren neue Modelle, Organisationsstrukturen und Führungsideale entstanden, welche die Führungslandschaft positiv beeinflussen.

Diese wurden inspiriert durch Unternehmen aus anderen Kulturen wie Japan (Lean Management) oder innovativen Branchen wie z. B. der IT (agil und kundenorientiert) oder der Führungsforschung (Laterale Führung). Die Fülle an neuen Erkenntnissen kann die einzelne Führungskraft in Bezug auf die eigene Führungsarbeit aber auch überfordern und verunsichern.


Es ist weniger kompliziert als es scheint.

Und hier möchte ich mit einem simplen Führungsprinzip zur Entspannung beitragen.

Denn ich bin der Meinung, dass die Verunsicherung unnötig und die Lösung einfacher ist als gedacht. Zwei Fragen sind entscheidend für eine erfolgreiche Teamarbeit:

a) Was ist das Ziel der (Team)Zusammenarbeit?

b) Was braucht das Team, um dieses Ziel zu erreichen?

Daraus kann ich schlussfolgern, dass es als Führungskraft meine Aufgabe ist, das Team auf dem Grat zwischen dem Team-Bedürfnis und dem Team-Auftrag zu führen. Diese Schlussfolgerung macht für mich deutlich, dass nicht der eine Führungsstil oder die eine Struktur entscheidend ist, sondern der passende Stil zum vorhandenen Team, um den gegebenen Auftrag zu erreichen.

Hier zwei Beispiele: 


  • Wenn das Team mehrheitlich aus Menschen besteht, die lieber Aufträge empfangen, nützt es wenig, sie in eine agile Struktur zu zwängen.

  • Hingegen macht es keinen Sinn, ein agiles Softwareteam mit engen Vorgaben und starren Strukturen auszubremsen.

Natürlich können wir von den Theorien und Techniken der lateralen Führung und von agilen Teams lernen. So wie ich das sehe, gibt es einen Pendelschlag zurück, von einer starren und hierarchischen Führung, die Mitarbeiter*innen als einsetzbare Ressourcen sieht, hin zu einer mitarbeiterzentrierten Kundenorientierung, die Mitarbeiter*innen als kreative, gestaltungswillige und fähige Wesen versteht. Dieser Pendelschlag wird längerfristig mehr Potenzial und Leistungsfähigkeit freisetzen.

Und das ist gut so. 


Die Theorie kann der Praxis nicht immer gerecht werden.

Es ist ja nicht die Theorie, die den Führungsalltag prägt, sondern unsere täglichen Entscheidungen als Führungskraft. Die Lücke zwischen Theorie und Praxis wird durch eine authentische, flexible Führungskraft überwunden, die fähig ist, ihren Führungsstil wertebasiert immer wieder den gegebenen Umständen anzupassen und auf die Bedürfnisse des Teams einzugehen, um einen lebendigen Teamspirit und die gesetzten Ziele zu erreichen. Dies hat schon Benedikt von Nursia, der Gründer des Benediktinerordens vor mehr als 1300 Jahren gesagt. Er schreibt in seiner Klosterregel folgendes:


"Die Schuld trifft den Hirten, wenn der Hausvater an seinen Schafen zu wenig Ertrag feststellen kann. ... Er [der Abt, also der CEO des Klosters, für teilweise bis zu zweihundert Klosterbrüder, Angestellte, Pächter etc. verantwortlich, Anm. des Autors] muss wissen, welch schwierige und mühevolle Aufgabe er auf sich nimmt: Menschen zu führen und der Eigenart vieler zu dienen. Muss er doch dem einen mit gewinnenden, dem anderen mit tadelnden, dem dritten mit überzeugenden Worten begegnen. Nach der Eigenart und Fassungskraft jedes einzelnen soll er sich auf alle einstellen und auf sie eingehen." Regel des hl. Benedikt, Kapitel 2,7.31

Teamführung ist keine einfache, aber eine schöne Aufgabe.

Es ist meine Überzeugung, dass viele der scheinbar neuen Erkenntnisse und Entwicklungen der modernen Führungstheorie in diesen uralten Regeln Benedikts zusammengefasst sind. Benedikt drückt es klar aus. Führungsarbeit ist keine leichte Arbeit. Teamleiter*innen müssen Team und Task im Auge behalten. Benedikt sagt: Wer schlecht führt, kann kaum gute Ergebnisse vorweisen.

Gute Führung nimmt die Geführten ernst, ohne die Ziele aus den Augen zu verlieren.

Wir Menschen sind auch nach 1300 Jahren noch ziemlich ähnlich veranlagt. Darum wurde die Führungsarbeit nicht einfacher. Aber auf den Punkt gebracht kann man sagen: Menschen führen heisst sie wahrnehmen und entsprechend anleiten, mit dem Fokus, das Potenzial der einzelnen Teammitglieder freizusetzen, um den Auftrag bestmöglich zu erfüllen.

Wenn wir diese Wahrheit vor Augen haben, können wir als Führungskraft unsere Rolle gut ausfüllen, ohne dass wir alle möglichen Führungskurse belegen müssen.

Weil das Leben sich wandelt, wir Menschen aber menschlich bleiben, wünsche ich viel Freude und Kraft für die tägliche Führungsarbeit.


Bibliographie:

  • Benedikt von Nursia, Die Regel des heiligen Benedikt, 9. Auflage der Neubearbeitung 59. – 61. Tausend 1990, Beuroner Kunstverlag, Beuron


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